Die digitalen Destinationen der Deutschen

Auch wenn die Reiselust der Deutschen Coronavirus-bedingt aktuell etwas an Fahrt verliert, wird der nächste Urlaub ganz sicher kommen. Und der will gesucht, geplant, gefunden und gebucht werden. Das wiederum machen einer repräsentativen Studie des Digitalverbands Bitkom zufolge immer mehr Deutsche online.

So holen sich mit 68 Prozent und damit über zwei Drittel der Befragten ihre Informationen aus dem Netz. Unter den Online-Reisesuchenden ist es knapp die Hälfte, die über Reise- und Vergleichsportale nach Fernreisen oder Nahzielen für den Urlaub stöbert. 41 Prozent wiederum informieren sich über die Webpräsenzen von Hotels, Fluggesellschaften oder Reiseveranstaltern.

Weniger frequentiert sind Reiseblogs als Informationsquellen für die jeweilige Reiseplanung. Nur jeder Neunte nutzt einschlägige Weblogs dafür. Die Social Media als Hilfe zum Finden der passenden Destination für die nächsten Ferien werden mit nur 5 Prozent eher am Rande konsultiert. Immerhin noch 2 Prozent nutzen Podcasts für ihre Reiseplanung.

Online vs. Öffnungszeiten

Dass mittlerweile mehr Deutsche ihre Reisen online (45 Prozent) und nicht im Reisebüro vor Ort (39 Prozent) buchen, liegt laut Bitkom-Studie vor allem daran, dass Online-Angebote unabhängig von den Öffnungszeiten stationärer Reisebüros rund um die Uhr verfügbar sind. 83 Prozent bevorzugen die Online-Buchung gegenüber Offline-Angeboten aufgrund der Möglichkeit, die Preise für die jeweiligen Angebote umfangreicher vergleichen zu können.
Mehr als jeder Sechste der Befragten bucht aufgrund der Zeitersparnis online, während über die Hälfte dem Internet seine Reiseplanung anvertraut, weil das Angebot dort größer ist. Über ein Drittel der Studienteilnehmer sieht den Vorteil von Online-Buchungen vor allem im Preisvorteil gegenüber dem Reiseladen um die Ecke.

Doch es gibt auch die Online-Skeptiker, die zu 40 Prozent Misstrauen gegen Online-Buchungen hegen und zu 34 Prozent unsicher sind, wer ihre Daten sieht und wo genau diese landen. Andererseits endet die Datensparsamkeit und -skepsis für einige spätestens dann, wenn im Tausch gegen persönliche Informationen entweder satte Rabatte oder aber Goodies in Form von personalisierten Ausflügen, passgenauen Restaurants und Hotels oder eines nahtlosen Transfers winken.

Haben sich Reiselustige irgendwann mit oder ohne Rabatte und mit mehr oder minder stark ausgeprägter Datensparsamkeit für das Online-Buchen einer Reise entschieden, sind es vor allem Übernachtungen, die über die virtuelle Ladentheke gebucht werden, nämlich von 95 Prozent der Befragten.

Genau 20 Prozent weniger haben schon mal auf den „Jetzt kaufen“-Knopf im Netz gedrückt, um sich einen Flug zu sichern. Über ein Drittel setzt bei der Buchung von Fernzügen auf das Internet und immerhin fast ein Sechstel hat schon Fahrkarten für städtische Busse und Bahnen online geordert. Im Vergleich zu vor zwei Jahren zeigt sich bei jedem Reisesegment: Das Online-Buchen von Reisen überzeugt immer mehr Menschen.

Social Media reisen mit

Welche Rolle aber spielen die Social Media und digitale Dienstleistungen für die Urlaubsplanung der Deutschen? In jedem Fall eine große und dedizierte. Das beginnt damit, dass über Dreiviertel der Deutschen ihrem Smartphone (k)einen Urlaub gönnen und es mit an den Strand, in die Berge oder auf Sightseeing-Tour in einer fremdem Stadt nehmen.

Das ist wiederum konsequent, denn 72 Prozent nutzen das mitgenommene Smartphone dazu, Urlaubsbilder zu machen. Dagegen hadern fast 40 Prozent der Befragten damit, ob sie dem Smartphone als täglichen Begleiter und sich selbst wenigstens im Urlaub eine Auszeit voneinander gönnen.

Fast die Hälfte der Studienteilnehmer lässt ihre Freunde und Follower an ihren Reiseerlebnissen teilhaben – ob diese das nun liken oder eher disliken. 20 Prozent weniger verdrehen beim bloßen Gedanken an gepostete Ferienschnappschüsse von Freunden, Verwandten und Kollegen genervt die Augen.

Doch Social Media dienen nicht nur der Urlaubsberichterstattung, sondern eignen sich zumindest für 46 Prozent der Deutschen auch wunderbar als Reiseplaner und Inspiration für anstehende Trips. Und einmal dort angekommen, riskieren 13 Prozent mitunter Kopf und Kragen, um sich besonders gewagt für die eigenen Social-Media-Kanäle in Pose zu setzen.

Digitale Nachhaltigkeit

Ob als Flugscham-Kompensation oder aus anderen Gründen: Das Digitale sollte auch in den Destinationen vor Ort eine noch wichtigere Rolle spielen, vor allem mit Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. In diesem Sinne ist es mit 90 Prozent die deutliche Mehrheit der Befragten, die sich eine Möglichkeit des vom eigenen Bedarf gesteuerten Bestellens von Bettwäsche und Handtüchern in ihren Unterkünften wünscht. Über zwei Drittel wünschen sich, dass Reiseveranstalter erst denken und dann drucken bzw. alle Reiseunterlagen eben in digitalen Versionen zur Verfügung stellen müssten.

Für das eigene vorbildliche Umweltverhalten am Urlaubsort belohnt bzw. dazu in Form eines digitalen Bonussystems animiert zu werden, wünschen sich 41 Prozent der Befragten. Und jeder Vierte schließlich denkt, dass Big Data und Destinationen am besten dann zusammenpassen, wenn erhobene oder selbst produzierte Datenströme zum Echtzeit-Steuern und -Informieren über entsprechende Touristenströme genutzt würden. Wahrscheinlich dafür, den Ferien-Fluss am Laufen zu halten und touristische Hot-Spots vor dem Überlaufen durch zu viele Besucher oder wagemutige „Selfisten“ zu schützen.