Birkenstock schlägt Kooperation mit Supreme aus

Schaut man sich während der Sommermonate auf den Straßen um, sieht man Birkenstocks in allen Farben und an allen Füßen. Das Image der Öko-Schlappe mit orthopädischem Nutzen haben die Rheinländer längst abgelegt und sind nun Teil eines jeden hippen Kleiderschrankes – gerne auch in mehrfacher Ausführung. Da kann sich ein Unternehmen wie Birkenstock auch schon mal leisten, eine Kooperation mit dem New Yorker Label Supreme auszuschlagen. Und CEO Oliver Reichert tritt in einem Interview noch ein bisschen nach.

Das hässliche Entlein Birkenstock

Schon seit der 68er-Bewegung sind die Birkenstocks Teil der Gegen- und Jugendkultur und nun seit einigen Jahren auch der Modewelt. Als die britische Designerin Phoebe Philo die Latschen 2012 für Céline auf die Pariser Laufstege brachte, wusste man davon bei Birkenstock allerdings nichts. Seitdem hat sich der Umsatz des Schuhherstellers laut Schätzungen aber verdreifacht. Offizielle Zahlen werden von Birkenstock jedoch nicht veröffentlicht.

Inzwischen haben sie aber alle Fäden in der Hand und die Kollaborationen mit anderen Marken werden sorgfältig ausgesucht. Und dabei bleibt die Nachhaltigkeit und Praktikabilität der Schuhe laut Geschäftsführer Oliver Reichert oberstes Prinzip. Ausverkaufen, oder in seinen Worten „prostituieren“, will sich das Unternehmen nicht, wie er in einem Interview mit dem Magazin „The Cut“ verlauten lässt. So pöbelte Reichert gegen eine Anfrage der Hipster-Brand Supreme, die er vor kurzem abgelehnt hatte.

Gegen den Goldesel Supreme

So erklärte der Birkenstock-Chef, dass das New Yorker Label Supreme, das durch sehr kurze Produktlaufzeiten und geringe Stückzahlen für ein künstlich verknapptes Angebot und damit hohe Exklusivität sorgt, gerne das eigene Logo auf die Schuhe drucken wollte. Damit war man bei Birkenstock jedoch ganz und gar nicht einverstanden. Dabei ist dieses Logo auf einem Produkt gerade Gold wert. So werden etwa Feuerlöscher, mit dem unverkennbaren aufgedruckten Supreme-Schriftzug, für gut 1.200 Dollar auf eBay gehandelt. Sobald dieses Logo irgendwo drauf ist, geht es weg wie geschnitten Brot. Und nicht nur Klamotten; auch Ziegelsteine, Papiertüten, Brechstangen und zuletzt die Tageszeitung New York Post werden weit über dem Retail-Preis verkauft, sobald Supreme drauf steht. Was am Morgen eines „Drops“ in den Online-Shop kommt, ist schon nach kurzer Zeit wieder ausverkauft. Aber nicht nur virtuell, auch vor den physischen Geschäften in New York, London, Berlin und Tokio bilden sich lange Schlangen.

Offizielle Aussage des Gründers, James Jebbia, ist, dass man ja keinen alten Scheiß verkaufen wolle. Dank des knappen Angebots steigen Supreme Klamotten sogar nachträglich noch im Wert. Eine Philosophie, der man sich bei Birkenstock wohl nicht anpassen wollte.

Was ist Mode?

Außerdem brauche man laut Reichert nicht noch mehr Nachfrage in den Fabriken, die erst mal die 2 Millionen zur Zeit ausstehenden Paare produzieren müssten. Bei einer Kooperation mit Supreme lasse sich eh nichts gewinnen, denn die Kunden dieser Marke trügen wahrscheinlich ohnehin alle längst Birkenstocks. So bleibt man zurückhaltend im Design und großmäulig gegenüber den anderen. Von den schnellen Modeerscheinungen wird sich ferngehalten, oder wie Reichert es ausdrückt: „Mode ist…pfffttt. Was ist Mode? […] ich gebe einen Scheiß auf Mode.“

Reichert sagt aber nicht nur den schnellen Modeerscheinungen ab, sondern auch der modernen Kommunikationsgesellschaft insgesamt und will laut Süddeutscher Zeitung das Unternehmen nun auch ohne Smartphone führen. „Das Smartphone ist eine reine Zeitklau-Maschine. Man will einmal kurz drauf schauen, um etwas zu checken, und bleibt dann stundenlang daran hängen und wird mit Dingen konfrontiert, die man gar nicht wissen wollte.“ Stattdessen verlässt er sich wieder auf ein herkömmliches Telefon.

Wer weiß, vielleicht sogar mit Kabel und Wählscheibe. Nun, dann schlüpfen wir doch auch lieber die letzten Male für dieses Jahr in die bequemen Korklatschen und schauen in die Sonne, statt aufs Telefon.